Ein häufig umstrittenes Thema: Konversationstraining im Sprachunterricht. Während sich einige Lerner*innen gezielt für Konversationskurse anmelden, um freier sprechen zu lernen, empfinden andere Lerner*innen freie Konversationsphasen im DaF-Unterricht als Zeitverschwendung. Woran liegt das?
In meinem heutigen Blog-Beitrag möchte ich dir die Hintergründe zur freien Konversation im DaF-Unterricht näher bringen und dich von den Vorteilen für deinen Spracherwerb überzeugen:
Warum ist freies Sprechen im DaF-Unterricht von zentraler Bedeutung?
Lerner*innen können noch so intensiv über Jahre hinweg Verblisten oder Deklinationstabellen pauken - am Ende ist der Transfer und die Umsetzung des Gelernten in der jeweiligen Alltags- bzw. Berufssituation ausschlaggebend. Der Transfer und die Umsetzung ist jedoch nur mit regelmäßigen Sprechübungen möglich. Diese Sprechübungen können typische Konversationsthemen oder gezielte Simulationen einer Gesprächssituation sein. Wichtig ist hierbei, dass du durch die Übungen lernst, frei deine Gedanken zu formulieren und auf dein Gegenüber zu reagieren. Mit der Zeit wirst du feststellen, dass du weniger Zeit benötigst, um nach den passenden Worten zu suchen. Gleichzeitig wird deine Ausdrucksfähigkeit auch präziser und überzeugender werden. Somit wirst du auch unabhängiger von eingelernten Redemitteln oder vorgefertigten Satzbausteinen sprechen können.
Warum kommt es gelegentlich bei einzelnen Lerner*innen zu Widerständen?
Einige Lerner*innen empfinden freie Sprechphasen in der Gruppe als vermeintlich unproduktiv und schalten sichtlich ab. Dies liegt oftmals an ihrer Lernhistorie und an den Lehr-/Lernmethoden, mit denen sie in ihrem Heimatland aufgewachsen sind. Wird in einer Kultur beispielsweise an Schulen und Universitäten vermehrt das strikte Auswendiglernen gefördert, sind diese Lerner*innen mit der kommunikationsorientierten Methodik im DaF-Unterricht häufig überfordert. Widerstände seitens einzelner Lerner*innen sind daher insbesondere in Überforderung, Angst und Hemmungen begründet. Diese negativen Lernfaktoren können durch Interesse, Offenheit und Empathie innerhalb der Lerngruppe abgebaut werden.
Welche Vorteile haben Phasen von freier Konversation im DaF-Unterricht?
Die Vorteile von freiem Sprechen im DaF-Unterricht sind vielfach:
du kannst freies Sprechen in einem geschützten Rahmen üben
theoretisch Gelerntes kann in der Konversation praktisch umgesetzt und geübt werden
gleichzeitig können in der Gruppe verschiedene Schwerpunkte bezgl. der Konversationsthemen gesetzt werden
du bekommst im Gespräch mit deiner Sprachlehrerin/deinem Sprachlehrer und den anderen Kursteilnehmer*innen viele interessante Informationen, Eindrücke und Anregungen
du erhältst von deiner Sprachlehrerin/deinem Sprachlehrer situationsbezogenes Feedback und Verbesserungsvorschläge
Mit welchen Phasen lassen sich das freie Sprechen im Unterricht gut kombinieren?
Prinzipiell lässt sich das freie Sprechen im Gruppenunterricht mit allen Arbeitsphasen kombinieren. Besonders effektiv sind die Konversationsphasen meines Erachtens in folgenden Unterrichtsphasen:
Als Aktivierung zu Unterrichtsbeginn: kurzer Austausch zu Wochenendaktivitäten, aktuellen Anlässen etc.
Nach intensiver Textarbeit: Reflektieren von Textinhalten und Meinungs- bzw. Erfahrungsaustausch in der Gruppe
Transferübung nach Grammatikeinheiten: nach der theoretischen Aneignung einer grammatischen Struktur soll diese im freien Gespräch direkt angewandt werden. Beispiel: Nach dem Behandeln von „um … zu“-Sätzen sollen Beiträge zur Frage „Wozu lernst du Deutsch?“ ausgetauscht werden.
Ausklang und Abschluss: Auch als Abrundung einer Unterrichtsstunde kann eine Konversationsphase dienen. Idealerweise knüpft diese thematisch an den Inhalt der Stunde an oder gibt bereits einen Ausblick auf die kommende Kursstunde.
Welche Soft Skills werden mit freier Konversation noch trainiert?
Neben deinen Sprachkenntnissen kannst du mit freier Konversation im DaF-Unterricht noch eine Reihe an Soft Skills verbessern:
aktives Zuhören
Small Talk-Kompetenzen
auf dein Gegenüber adäquat und empathisch eingehen und gezielt Nachfragen stellen
interessante Gespräche entwickeln
Interesse zeigen
soziale Kompetenz entwickeln
soziale Bindungen in der Gruppe stärken
Was musst du als Teilnehmer*in machen, um von der freien Konversation zu profitieren?
Deine Sprachlehrerin/dein Sprachlehrer ist für die Vorbereitung, die Rahmenbedingung und die Moderation von Konversationsphasen im DaF-Unterricht zuständig. Aber auch du als DaF-Lerner*in musst einige Punkte beachten, um vom freien Sprechen in der Gruppe zu profitieren und deine Sprachkenntnisse nachhaltig zu verbessern:
Interesse an den anderen Kursteilnehmer*innen haben und zeigen
Bereitschaft zu aktivem und konzentriertem Zuhören
Bereitschaft zum Austausch in der Gruppe
Beachten der Korrekturen durch deine(n) Sprachlehrer*in
Abschließendes Notieren des Feedbacks und der Verbesserungsvorschläge deiner Lehrerin/deines Lehrers
Als Hausaufgabe/Nachbereitung: Reflexion des Konversationsverlaufs und Einprägen von neuen Wörtern, Redemitteln, Satzstrukturen etc.
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